MCL – MATERIALS CENTER LEOBEN FORSCHUNG GMBH
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Stahl mit 0,05% C aufgeheizt auf 884°C:
Durch die Grenzflächenspannung entste-
hen bei erhöhter Temperatur Gräben an den
Korngrenzen, wodurch die Körner sichtbar
werden („thermisches Ätzen“). Bei weiterer
Erwärmung über die Umwandlungstempe-
ratur Alpha/Gamma kommt es zur Bildung
von Austenit, dessen Korngrenzen wiederum
durch thermisches Ätzen sichtbar werden,
wobei das Bild des Ferritkornmusters als
Scheingefüge erhalten bleibt.
Stahl mit 0,42% C abgekühlt auf 645°C:
Die Probe wurde oberflächlich aufgeschmol-
zen. Bei der Abkühlung blieb das Relief der
ehemaligen Deltakörner stehen, ist aber auch
nur noch als Scheingefüge erhalten. Die Aus-
tenitkörner A und B sind auf Kosten von C ge-
wachsen, wodurch sich der Tripelpunkt, von
dem die Bainitbildung ausgeht, von 1 nach 2
verschoben hat. Die In-situ-Beobachtung der
Geschwindigkeit der Korngrenzenwanderung
liefert wertvolle Informationen zur gezielten
Wärmebehandlung von Werkstoffen.
Stahl mit 0,18% C aufgeheizt auf 1525°:
Die Konstruktion des Infrarotofens bedingt
einen radialen Temperaturgradienten, der in
der Mitte der Probe durch eine geringfügig
höhere Temperatur als am Rand die Ausbil-
dung eines flüssigen Pools, der in direktem
Kontakt mit dem festen Probenmaterial steht.
Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, Wech-
selwirkungen zwischen mehreren thermo-
dynamisch stabilen Phasen in einem Bild zu
beobachten.
Austenitkorngrenzen
Ehemalige
Ferritkorngrenzen
Time
120.22
sec
Temp.
884.0
°C
x5 200 µm
Flüssiger Pool
Schwimmender
Einschluss
Deltaferrit
Austenit
Time
1095.90
sec
Temp.
1525.0
°C
x10 100 µm
Beginnende Bainit-
bildung an einem
Austenit-Tripelpunkt
Ehemalige Deltaferrit-
korngrenze
Time
1098.93
sec
Temp.
645
°C
x5 200 µm
HT-Laserscanningkonfokalmikroskop
Beispiele laufender Untersuchungen
1
B
A
C
2