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Integrierte Material- und Prozess-simulation von Zinkbad-phänomenen beim Feuerverzinken

Multi-Skalen Material- und Prozesssimulation von unerwünschter Partikelentstehung im Zinkbad und auf den Badeinbauten

Fig. 1: Vergleich zwischen der realen und der virtuellen Welt: (a) Reale Schlackepartikel, gewachsen auf einer Zinkbadrolle, (b) Simulation mehrerer Schlackepartikel, (c) atomistische Modellierung zur Bestimmung der bevorzugten Form und Vergleich mit realen Schlackepartikeln, die in der Schmelze gewachsen sind.

Fig. 2: Bildmontage von realen und Simulationsbildern des Badequipments: Aufwachsrate der Schlackepartikel auf der Badrolle berechnet mit dem virtuellen Prozessmodell unter realen Betriebsbedingungen. Rot kennzeichnete Bereiche weisen hohe und gelbe Bereiche niedrige Wachstumsraten auf.

Korrosion verursacht jährliche Kosten von bis zu 3,4% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Ein ent­sprechender Korrosionsschutz reduziert ökonomische Kosten und schützt gleichzeitig die Umwelt. Aus diesem Grund sind viele Stahlprodukte mittels Zinkbeschichtungen gegen Korrosion geschützt. Ein wichtiges Beispiel dafür sind Stahlbänder, die für die Außenhaut von Automobilen verwendet werden.

Die kontinuierliche Beschichtung von Stahlbändern in Feuerverzinkungsbädern ist die weltweit am häufig­sten verwendete Technologie zum Korrosionsschutz von Stahlbändern. Obwohl diese Technologie weit verbreitet und schon lange im Einsatz ist, gibt es für den Feuerverzinkungsprozess immer wieder neue Anforderungen hinsichtlich Beschichtungsqualität

und Oberflächenbeschaffenheit. Eine besondere Herausforderung sind unerwünschte chemische Reak­tionen im Zinkbad und am Badequipment, die inter­metallische Schlackepartikel bilden (siehe Fig.1). Diese Partikel können Oberflächendefekte auf dem Stahlband erzeugen und damit zu Qualitätseinbußen führen und teure Wartungszyklen in der Produktions­anlage notwendig machen.

Um diese Phänomene besser zu verstehen und praktikable Lösungen für die Industrie zu entwickeln, wurde ein Multiskalen Material- und Prozessmodell für das Zinkbad und die Entstehung von Schlacke­partikeln entwickelt. Ein wichtiger Aspekt der Analyse ist die thermochemische Strömungssimulation des Zinkbadprozesses. Diese enthält ein virtuelles Zinkbadmodell, in dem reale Prozessparameter aus dem Betrieb in Strömungs-, Temperatur- und Konzentra­tionsfelder übersetzt werden. Diese Information ist mit eigens entwickelten Thermodyna­mik und Reaktionskinetikmodellen gekoppelt, um die aktuellen, lokalen Zustände im Zinkbad für den Betreiber sichtbar zu machen (siehe Fig. 2).

Dieses virtuelle Zinkbad Prozessmodell ist mit einem mikroskaligen Kristallwachstumsmodell gekoppelt, in welchem der Stoffaustausch zwischen dem flüssigen Zink und der Kristalloberfläche berechnet wird und das facettierte Wachstum der Kristalle simuliert werden kann. Um die benötigten Modellparameter zu bestimmen wurden Density Functional Theory (DFT)

Modelle entwickelt, mit welchen die Oberflächen­energien und die Partikelform auf atomarer Ebnene ermittelt werden können (siehe Fig. 1).

Wirkung und Effekte

Die Ergebnisse dieses Multiskalen Material- und Prozessmodells erlauben es, für die Industriepartnern optimierte Prozesszustände abzuleiten, um die War­tungskosten zu reduzieren und die Produktqualität weiter zu erhöhen. Dies führt direkt zu Umsatz­steigerungen für die Industriepartner, weil Premium­qualität um bis zu 25% teurer verkauft werden kann, im Vergleich zu defektbehafteten Oberflächen. Aktu­elle Schätzungen erwarten eine jährliche Gewinn­spanne von über 100 Millionen Dollar weltweit.

Projektkoordination (Story)
Dr. Georg Reiss
Key Researcher
Department Simulation
T +43 (0) 3842 45922–44
georg.reiss(at)mcl.at

Projektpartner

voestalpine Stahl Linz, Austria
International Zinc Association, USA
Montanuniversität Leoben, Chair of Thermoprocess Technology, Austria
Montanuniversität Leoben, Chair of Simulation and Modelling of Metallurgical Processes, Austria

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